Mitten in Bad Hofgastein, am Kaiser-Franz-Platz liegt das Hotel Blü. Eva Eder hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt: Ihren Job als Juristin hat sie an den Nagel gehängt und mit einer Freundin in den Salzburger Bergen ein altes Hotel gekauft. Dieses ist nun, revitalisiert und modernisiert, ein Ort zum Aufblühen und Genießen. „Clärchen findet“ hat sie erzählt, warum das Blü wilde Knospen treibt und was es für sie bedeutet, dieses Hotel zu führen.
Frau Eder, wie hat Ihre persönliche Blü-Reise begonnen?
Eigentlich mit einer Sinnkrise. Ich hatte meinen Bürojob satt und wollte als Juristin nicht mehr von Berufswegen streiten. Daher habe ich mich auf die Suche nach etwas Neuem in meinem Leben gemacht. Ich bin gerne Gastgeberin und liebe das Kochen. Als ich noch in Wien gelebt habe, kochte ich fast einmal pro Woche für Freundesrunden. Nach einigem Überlegen in welche Richtung es gehen soll, habe ich mich für das Gasteinertal entschieden und den alten Salzburger Hof in Bad Hofgastein entdeckt, ein abgerocktes 3*** Hotel. Der Verkauf meiner Wiener Wohnung hat dann das Startkapital für dieses Vorhaben gebracht. Gemeinsam mit meiner Uraltfreundin Bibiana, die in Bad Hofgastein, in der Hotellerie verwurzelt ist, habe ich das Blü umgesetzt. Doch zuvor hat mich diese Freundin zu einem Praktikum in ihrem Hotel eingeladen. Das war lustig, mit 48. Danach wusste ich auch besser, worauf ich mich einlasse.

Warum Bad Hofgastein?
Mein Traum seit Jugendtagen war immer eine Pension in Oberitalien. Doch das wäre nicht rentabel gewesen; außerdem ganz alleine in einer Jurisdiktion, die ich nicht kenne – das hab´ ich mich nicht getraut. Bad Hofgastein hat sich vor allem durch meine Schulfreundin Bibi ergeben. Zudem ist eine ausgezeichnete touristische Infrastruktur bereits da: Das Gasteinertal ist seit 200 Jahren eine erfolgreiche Tourismusregion. Die Orte Bad Hofgastein und Bad Gastein kommen auch sehr städtisch daher, was ich auch attraktiv finde. Apropos: Durch mein Praktikum 2018 habe ich auch verstanden, dass ich in ein Ferienhotel gehöre: Denn ein Ferienhotel wird, anders als ein Stadthotel, wo die Menschen kommen und am nächsten Tag wieder abreisen, ein vorübergehendes Zuhause für die Gäste. Mit dem Blü bin ich daher meinem Traum sehr nahegekommen.
Ein Ort, an dem man viel kann, aber nichts muss …
Genau. Wir möchten unseren Gästen möglichst viel Freiheit im Urlaub bieten. Das ganze Jahr über müssen sie etwas: Im Job und im Alltag. Hier im Blü müssen sie nichts, vielmehr können und dürfen sie. Wir versuchen das sehr vielschichtig zu leben: So gibt es bei uns die Halbpension den ganzen Tag über. Auch die Sauna ist geöffnet, wann die Gäste möchten. Wir versuchen zu jonglieren, wenn es im Restaurant mit den Plätzen eng wird, weil Hotelgäste spontan essen gehen wollen. Außerdem haben wir – bis auf einen Monat – ganzjährig geöffnet.
Was bedeutet der Name Blü?
Bei der Namensgebung haben wir versucht unsere unmittelbare Umgebung mitzudenken. Das Blü liegt am Kaiser-Franz Platz in Bad Hofgastein. Direkt vor unserem Haus ist ein Denkmal von Kaiser Franz II./I.. Bad Hofgastein verdankt Kaiser Franz I. die erste fixe Thermalwasserleitung von Bad Gastein. Von Metternich sekkiert und von Napoleon bedroht, ist diesem Kaiser viel Unbill in seinem Regenten-Leben begegnet. Er ist auch – weniger schmeichelhaft – „Blumenkaiser“ genannt worden, weil er eine Vorliebe fürs Garteln und die Botanik hatte. Viel mehr als für die Politik und das Regieren. Doch das ist der Punkt: Kaiser-sein musste er, in der Natur und beim Garteln, im Privaten, blühte er auf. Und, voilà, so ist auch das Blü. Dieses Erlebnis wollen wir unseren Gästen ermöglichen: Dass sie aufblühen und ein Gefühl von Freiheit genießen können.
Was waren Schwerpunkte bei der Revitalisierung?
Ich möchte mit was Geschichtlichem starten: Bad Hofgastein war das wirtschaftliche Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus im Gasteinertal. Man möchte fast sagen, „in Bad Gastein wurde produziert und in Bad Hofgastein das Geld gezählt.“ Bad Hofgastein war sehr wohlhabend und hat an vielen Orten auch heute noch Bausubstanz aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Mir war daher klar, dass ich mit älterer Bausubstanz arbeite, schließlich ist der Salzburger Hof 1486 erstmals urkundlich erwähnt worden. Was mir auch klar war: Das Haus ist vielfältig verwendet worden, demnach sind viele Bauschichten drauf. So beherbergte es im 18. Jahrhundert ein Verwaltungsgericht, dann einen Laden und seit 150 Jahren fungiert es als Hotel und Gasthaus. 1970 ist durch den damaligen Neubau des Hauptgebäudes aber fast alles der ursprünglichen Form zerstört worden. Von der alten Bausubstanz war eigentlich nur mehr das Gewölbe im Erdgeschoss übrig. Hier haben wir uns auf Entdeckungsreise begeben und etwa hinter Mauern einen Säulenraum entdeckt. Bei den Umbauarbeiten war es ein wichtiges Ziel für uns, diese alte Substanz freizulegen und so das Haus und seine Geschichte zu zeigen. Ein Teil unseres Restaurants befindet sich so nun im Säulengewölbe, das früher auch als Stall genutzt sein dürfte. Am Dachboden haben wir auch das alte Silberbesteck gefunden und verwenden dieses nun, nach intensivem Putzen und Reinigen, in Kombination mit neuem. Ein großer Brocken war auch die Erneuerung der Haustechnik, die wir gleich in Angriff genommen haben. Genauso wie den Bau unseres Baumhauses, den wir dem Stammhaus angefügt haben.
Das Blü hat ein Baumhaus?
Ja, das ist unser Neubau. Dieser wurde von einem örtlichen Architekten entworfen und beherbergt neben den modernen Haustechnik- und Kühlräumen im Keller auch 30 Gästezimmer. Als Flachdachbau hat das Baumhaus eine große grüne Dachterrasse für unsere Gäste. Wir haben dort auch Hochbeete für Küchenblüten und -kräuter. Unsere Sauna und der Yoga-Raum sind anschließend im Dachgeschoß des Stammhauses mit einem wunderbaren Blick auf die Gasteiner Bergwelt und abends auf die Lichter von Bad Gastein. In der nächsten Bauphase, die demnächst ansteht, werden wir die 44 Zimmer im Stammhaus renovieren. Beinahe alle Zimmer haben hier einen Balkon und einen – ebenso – traumhaften Blick in die Berge. Da haben wir tolle Gestaltungsmöglichkeiten. Auf das freu ich mich schon riesig. Ich liebe bauen.
Alt neben neu: Was war Ihnen bei der Innengestaltung des Blü wichtig?
Wir wollen authentisch sein. Wenn man im Blü Pflanzen sieht, dann sind das echte Pflanzen, wenn man Beton sieht, dann ist das schöner Sichtbeton, Holz ist echtes Holz. Meine Geschäftspartnerin und ich sind früher viel gereist und hatten daher auch viele Ideen für die Gestaltung. Mit Moodboards haben wir unseren Style herausgearbeitet und so sind auch ganz verschiedene Details für das Haus entstanden: Nehmen wir den Barbereich – hier habe ich mich etwa von den Fliesen in leuchtenden, kräftigen Farben indischer Bars inspirieren lassen. Ich sammle gerne Kunst, auch da findet sich einiges im Haus.
Welchen Beitrag möchten Sie mit dem Blü für die Zukunft leisten?
Zwei Sachen sind mir da wichtig: Zum einen setze ich mit dem Blü Akzente für die Ortsentwicklung. Zum anderen ist mir die nachhaltige Entwicklung des Hauses ein Anliegen. Ein Bekannter hat mal gesagt, „das Blü ist wie eine Vitaminspritze für den Ort“. Das hat uns gefreut! Neben dem Hotel sehen wir uns als Dorfgasthaus. Das ist wichtig. Schließlich sperren rundherum die Wirtshäuser zu. Und dann sind wir in der Fußgängerzone gelegen, diese unterstützen wir auch sehr und versuchen sie zu stärken. Denn bei uns kann man viel zu Fuß machen. Für die Umwelt schauen wir zudem auf einen bewussten und schonenden Umgang mit Ressourcen: Neben Luftwärmepumpe und Photovoltaik-Anlage haben wir uns entschieden, unsere Küchenabfälle maschinell zu häckseln; so entsteht Material für eine Biogasanlage. Selbstverständlich verwenden wir Abwärme für die Kühlung. Aktuell überlege ich auch, die Südfassade zu begrünen. Da bin ich gerade am Recherchieren, denn Erfahrungen dafür gibt es anscheinend nur für urbane Bereiche und nicht für alpine Umgebungen. Auch für die Gäste haben wir Angebote, die es leicht machen umweltbewusst unterwegs zu sein: Unsere Rail Rate auf die Logis etwa, wenn man mit der Bahn anreist oder ein Leih-E-Auto, das für Ausflüge in die Umgebung zur Verfügung steht, wenn man mit Bahn angereist ist. Es gibt viel zu tun, aber wir freuen uns über jeden Schritt. Und unsere Hotelhündin Poldi ist immer und überall mit Freude dabei (lacht).
Blü Facts
Hotel Blü Gastein, Kaiser Franz Platz 1, 5630 Bad Hofgastein
Zimmer im Blü Stammhaus und 30 Zimmer im neu angeschlossenen Blü Baumhaus
Bar und Restaurant
Dachterrasse mit Sauna und Yoga-Raum.
Das Blü ist ein unkategorisiertes Hotel.
Vergünstigungen mit Rail Rate (Anreise per Bahn) oder Green Rate für einen Aufenthalt von 2-4 Nächte.



